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Selbstliebe – die Kunst, zu sein wer man ist

 

„Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast“.    (George Bernard Shaw)

Was ist das, Selbstliebe? Zunächst ist es nur ein Wort. Dieses Wort ist allerdings mit vielen Bildern, Emotionen und Vorurteilen durch uns Menschen belegt. Und doch begegnet es uns in der letzten Zeit immer öfter.

Ich glaube, dass nur wenige Menschen mit diesem Wort wirklich etwas anfangen können. Uns selbst zu lieben ist uns gründlich ausgetrieben worden, über Jahrhunderte hinweg. Denn Menschen, die sich selbst lieben, ehren und achten, sind nicht manipulierbar, man kann sie nicht klein machen, sie sind stark und ruhen in sich. Sie wissen wer sie sind, sind unabhängig und authentisch.

Doch wie kommt man dahin, sich selbst zu lieben? Ich denke, dass es für uns alle ein Entwicklungs- und Lernprozess ist, der einer Entscheidung für sich selbst und ein gewisses Maß an Bewusstsein bedarf. Vielen von uns fällt es scheinbar leichter, andere zu lieben. Aber wenn wir ehrlich sind und genau hinfühlen, ist diese vermeintliche Liebe oftmals gar keine Liebe, sondern in den meisten Fällen nur eine Art der Abhängigkeit. Wirkliche Liebe jedoch ist frei und grenzenlos, sie gibt Raum und urteilt nicht.

Wenn man sich nun auf den Weg zu sich selbst begibt, sich kennen- und lieben lernen will, muss man bereit sein, sich von der Masse abzugrenzen, anders zu sein, evtl. anzuecken und vielleicht auch ausgegrenzt zu werden, weil man nicht verstanden wird. Es ist jedoch ein lohnenswerter und befreiender Weg des Mutes und der Wahrhaftigkeit, der in die Selbstannahme, Zufriedenheit und ins Glück führt.

Die meisten Menschen sind ja doch hier auf der Erde, um die Liebe wieder zu lernen, die wir vor Äonen vergessen haben, weil wir uns von unserer eigenen Göttlichkeit getrennt haben. Die Sehnsucht danach verspürt jeder von uns in seinem Herzen, jeder kennt das Sehnen nach vollkommen sein, angenommen und geborgen zu sein, einfach nur zu sein, urteilsfrei, empfangend, gebend, offen, vertrauend etc. Im Grunde suchen wir den Anschluss, die Verbindung mit unserer Göttlichkeit wieder. Nichts anderes ist aus meiner Sicht diese Liebe, die wir in uns selbst und bei anderen suchen. In dem wir uns selbst und unseren Nächsten urteilsfrei und unabhängig lieben, akzeptieren wir uns als göttliche Wesen.

Auch Jesus sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Die Kirche oder die dunkle Seite unserer Welt hat daraus gemacht: „Liebe Deinen Nächsten und nicht dich selbst“. Es wurde uns weisgemacht, dass wir alle Sünder sind und wenn wir an uns selbst und unser Wohl denken und uns selbst lieben, sei das egoistisch. Wir stellten uns dann über andere, hielten uns für etwas Besseres usw. Dieses Verhalten wurde von unserer Gesellschaft so verurteilt und so negativ belegt, dass sich die Menschen bis heute mit der Liebe schwer tun. Sie verwechseln Selbstliebe mit Egoismus. Für mich gibt es da einen klaren Unterschied: Egoismus zielt nur darauf ab, das Ego zu befriedigen. Egoismus nährt die Seele nicht, das Herz ist nicht mit einbezogen, nur der Verstand bzw. die jeweiligen Denkmuster und Überzeugungen geben die Richtung vor. Egoismus ist kalt und leer, er erzeugt keine Fülle und ist oft verletzend und rücksichtslos. Man könnte auch sagen, Egoismus versucht eine kalte, innere Leere zu füllen, was auf diese Art natürlich nicht möglich ist.

Selbstliebe dagegen ist nährend, warm und herzlich und erzeugt Fülle. Der Mensch, der sich selbst liebt, ist automatisch im Zustand der Liebe. Somit ist er in der Lage, auch andere als das zu sehen, was sie sind und zu lieben, wie sie sind. Er ist mitfühlend, authentisch, ehrlich und offen. Er schöpft aus sich selbst, er ist in der Lage ebenso zu empfangen, wie zu geben. Er ist im Fluss.

Wir alle sind nun aber in dem Glauben und mit dem Gefühlsmuster groß geworden, dass wir nur dann geliebt werden, wenn wir so sind, wie die Anderen uns haben wollen. Wir haben von klein auf verlernt, der oder die zu sein, die wir wirklich waren, aus Angst, die Liebe und Zuwendung zu verlieren, die wir zum Leben brauchen. Wir haben uns also abhängig gemacht von der Meinung anderer und hungern nach Bestätigung für unser Selbst. Das Paradoxe darin ist, je mehr Bestätigung und Liebe wir brauchen und einfordern, damit wir uns gut und geliebt fühlen, desto mehr Angst haben wir auf der anderen Seite, dass uns diese wieder entzogen wird. Ein Teufelskreis beginnt, in dem das menschliche Individuum immer mehr von seinem wahren Selbst aufgibt.

In der jetzigen Zeit fangen die Menschen jedoch mehr und mehr an, sich selbst und das Leben, welches sie führen, zu hinterfragen. In meiner Praxis tauchen immer häufiger Fragen auf wie:

  • Warum kann ich nicht einfach glücklich und zufrieden sein?
  • Was stimmt mit mir nicht, dass ich keinen Partner/in finde?
  • Wie kann ich Glück und Erfolg in mein Leben bringen?
  • Wer bin ich? Ich spüre mich nicht, weiß nicht, was ich wirklich will.
  • Wieso kann ich mich nicht einlassen, nicht wirklich vertrauen?
  • Ich bin ständig auf der Suche, irgendetwas treibt mich an. Wann komme ich bei mir an?
  • Ich habe das Gefühl, ich kenne mich gar nicht. Wie kann ich in Kontakt mit mir kommen?

Diese Fragen zeigen, dass ein Umdenken, eine Reflektion des eigenen Selbst und des eigenen Lebens stattfindet. Wir müssen uns zurück holen, was wir abgeschnitten haben und wieder lernen, was wir verlernt haben.  Uns selbst spüren lernen, hinschauen, was in uns wirklich los ist, unsere Gefühle, Ängste usw. zum Ausdruck bringen, und vor allem uns selbst annehmen, wie wir im Moment sind. Vielleicht sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen, aber wir befinden uns auf dem Weg dorthin. Fangen wir damit an, dass wir mit uns selbst gnädig sind, uns liebevoll in den Arm nehmen, uns trösten und geduldig mit uns sind, wenn wieder etwas schief gegangen ist. Warten wir nicht darauf, dass andere das tun. Wir selbst haben uns von uns abgeschnitten und nur wir selbst können den Weg wieder zu uns finden. Schauen Sie sich liebevoll in die Augen, streicheln Sie sich, tun Sie, was auch immer Ihnen gut tut. Machen Sie die Augen auf und öffnen Sie Ihr Herz, seien Sie ehrlich zu sich selbst, schauen Sie hinter Ihre Fassade. Das, was Sie dort sehen, bedarf Ihrer Liebe und Fürsorge, vielleicht darf es aber auch in Liebe losgelassen werden.

Dieser Weg der Selbsterkenntnis, der Weg zu sich selbst und in die Liebe zu sich selbst braucht Mut, Kraft und Vertrauen. Denn sich selbst zu lieben bedeutet ja auch, zu sich selbst zu stehen, das zu leben, was in einem ist, seine eigene Wahrheit auszudrücken, nur mit den Menschen zusammen zu sein, die einem gut tun, Nein zu sagen zu Menschen und Dingen, die nicht nährend für uns sind usw. In dem wir lernen darauf zu achten, was unser Herz uns sagt und was sich in unserem Bauch gut anfühlt, kommen wir unserem Selbst Stück für Stück näher und darüber auch unseren Mitmenschen.

Selbstliebe bedeutet jedoch auch, Gedanken- und Gefühlshygiene zu betreiben und sich die Erlaubnis zu erteilen, die Person zu sein, die man wirklich ist und sich dafür nicht mehr zu verurteilen oder zu bestrafen. Negative, verurteilende Gedanken oder Gefühle nehmen uns Kraft und wir fühlen uns schlecht. Dies können wir aber auch für uns nutzen, denn Schmerz und Leid sind Signale unserer Seele, die uns zeigen will, dass es hier noch etwas gibt, was gesehen, geachtet oder vergeben werden will . Freudvolle, positive Gedanken oder Gefühle bringen uns in die Kraft und lassen uns das Leben in all seiner Vielfältigkeit spüren. Vieles fühlt sich leichter an, gelingt besser, wir sind ausgeglichener. Alles, was uns geistig, seelisch und emotional nährt und kraftvoll sein lässt, zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

Selbstliebe bedeutet für mich vor allem auch, JA zum eigenen Leben zu sagen, in der Erkenntnis und in dem Glauben, dass das Leben immer nur für mich ist, niemals gegen mich. Zu erkennen, dass alles für mich gefügt ist und mir und meiner Entwicklung und Befreiung dient, lässt Demut und Dankbarkeit einkehren. Alles hat seinen Sinn.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Kraft und Selbsterkenntnis für einen wundervollen Entwicklungsweg.